Chorschule Neukölln feiert ihr 25. Bestehen
Die Jugendabteilung "gropies" sucht noch gesangesfreudige Mitstreiter
Dieser Artikel wurde im "Ihr Magazin Rudow, Britz und Umgebung" 6/1998 veröffentlicht:Betritt man Mittwoch abends das Gemeinschaftshaus in der Gropiusstadt, so liegen satte Harmonien in der Luft und umströmt den Eindringling der frische Klang junger Stimmen.
Neugierig geworden folgt man nun den Musikwogen durch das Backsteingebäude. Hinter einigen Windungen des Ganges und einer schweren blauen Tür trifft man auf die "Verursacher" der Musik: Die jungen Sängerinnen und Sänger des Jugendchores "gropies berlin". Die 16-bis 25-jährigen Mitglieder bilden die "Jugendabteilung" der Chorschule Neukölln, die der Musikschule angehört und dieser Tage ihren 25 Geburtstag feiern konnte.
Allein diese Kontinuität, die zwar mit bezirklicher Unterstützung, aber vor allem durch den unermüdlichen Einsatz der vielen Freunde und Mitglieder des Chores gelang, verdient Bewunderung. Diese gebührt auch der fachlichen Leistung des Chores, der seit seiner Gründung vor 15 Jahren von dem Gesangspädagogen und "Vater" der Chorschule Neukölln Bernhard Jahn geleitet wird.
Das anspruchsvolle Repertoire reicht von Madrigalen, deutscher Romantik, die auch schon einmal sechs oder noch mehr verschiedene Stimmen enthalten dürfen, bis hin zu moderner Literatur. Als solche reißen swingende und "jazzige" Stücke, wie zum Beispiel interessante Beatles-Arrangements oder Gospels die Besucher der Konzerte immer wieder zu Begeisterungsstürmen hin. Vor einigen Wochen erst konnten sich die Zuhörer des Sonntagskonzerts im Kammermusiksaal der Philharmonie davon überzeugen.
Auch international haben die Jugendlichen aus Neukölln schon für Aufsehen gesorgt. So bescheinigte ihnen eine finnische Zeitung anläßlich eines Chortreffens "eine lockere Begeisterung, die die Freude am Singen spüren ließ". Als gern gesehener Gast auf vielen Chorfestivals lernte man auch viele andere Chöre kennen und knüpfte so manche Bande. Und fast regelmäßig einmal im Jahr bekommt man entweder Besuch von einem befreundeten Chor oder man fährt gleich selber hin. So geschehen bereits mit Chören in Frankreich, Brasilien, Tschechien und vielen anderen mehr. Auch manche persönliche Freundschaft zwischen den Chormitgliedern sind so schon entstanden und werden noch teils über Jahre durch Briefkontakte aufrecht erhalten.
Als nächstes größeres Ziel wird im Moment darüber nachgedacht, die Einladung zu einem riesigen Sängerfest nach Estland im Sommer 1999 anzunehmen, doch die Finanzierung ist - wen verwundert es- noch nicht völlig gesichert. Die Finanzierung ist ohnehin ein Problem, denn es wurde bereits vom Bezirk Neukölln aus darüber diskutiert, ob man die Förderung der Chöre der Musikschule, die zum Teil ihre Lehrkräfte noch unentgeltlich gestellt bekommen, nicht drastisch einschränken sollte. Dies würde, so ist die einhellige Meinung im Chor, eine musikalische Arbeit wie sie im Moment gemacht wird, unmöglich machen.
So ist den Sängerinnen und Sängern noch zu wünschen, daß sie ihr Wirken als "Kulturbotschafter Neuköllns" noch lange ausführen können werden.
Übrigens: Wer Lust hat zu Singen, über ein wenig musikalische Grundkenntnisse verfügt und zwischen 16 und 25 Jahren alt ist, ist eingeladen, mitzumachen. Probenzeit ist -in der Schulzeit- jeden Mittwoch von 17 bis 19.30 Uhr im Chorraum im Gemeinschafthaus Gropiusstadt. Besonders gesucht sind Alt- und Baßstimmen. Zum nächsten Konzert der Chorschule im Gemeinschafthaus am 4.Juli um 18.00 Uhr sowie zum eigenen Konzert der "gropies" am 18.10.98 um 17.00 im Saalbau Neukölln sind alle herzlich eingeladen.
Armin Kunz